Geschichtsverein Setterich e.V.
Geschichtsverein Setterich e.V.

Rundgang durch Setterichs jüngere Geschichte -      7. Teil

- Burg Setterich – einst Festungsanlage und Gutshof -   

  heute Wohn- und   Pflegeheim

- Die Burg und ihre Eigentümer

- Das Wohn- und Pflegeheim Maria Hilf, Burg Setterich

- Das neue Pfarrzentrum

- Die Pfarrkirche St. Andreas Setterich

 

- Das Schlusswort zum Rundgang

 

Burg Setterich –  einst Festungsanlage und Gutshof - heute Wohn- und Pflegeheim

 

Neben dem Rathaus steht das Wohn- und Pflegeheim Maria Hilf, Burg Setterich, auf dem Gelände der ehemaligen Settericher Wasserburg.

Von der Burg selbst ist nur noch das um 1650 errichtete Torgebäude erhalten. Bei der Burg handelte es sich um eine der für das Rheinland typischen Zwei-Insel-Anlagen: Auf der vorderen Insel stand die Vorburg, im Prinzip ein großer Bauernhof. Dahinter, durch eine weitere Zugbrücke zusätzlich gesichert, lag die Hauptburg, also das Wohnhaus des Burgherren. Als einigermaßen gut erhaltene Anlagen dieses Typs in der Nähe sind Schloss Trips in Geilenkirchen oder die Burg von Dürboslar zu nennen.

Wann die Settericher Burg errichtet wurde, liegt trotz umfangreicher Ausgrabungen durch den Landschaftsverband Rheinland im Dunklen. Drei Bauphasen wurden archäologisch festgestellt, die älteste stammt vermutlich aus dem 10. bis 12. Jahrhundert.

 

 

Die Burg wurde vermutlich um 1542 im Zusammenhang mit der Jülicher Fehde, einer kriegerischen Auseinandersetzung um das Herzogtum Geldern zwischen den vereinigten Herzogtümern Jülich-Kleve-Berg und Kaiser Karl V., niedergebrannt. Das ursprünglich aus Sandstein erbaute Haupthaus (Palas) wurde anschließend durch ein Gebäude aus Ziegel ersetzt.

 

Die Burg und ihre Eigentümer

 

Seit dem 13. Jahrhundert sind als Besitzer die Familien von Frentz und von Randerath bekannt. Mitte des 14. Jahrhunderts ging die Burg in den Besitz von Johann von Lovenberg, genannt von Setterich, über. Seine Tochter Nesa, die Burg und Herrschaft Setterich erbte, brachte diese durch ihren Ehepartner in den Besitz der Familie von Reuschenberg, einem großen bedeutenden Rittergeschlecht aus dem Bergischen Land.

Über 300 Jahre blieb die Burg im Besitz der Familie von Reuschenberg, bevor sie durch Heirat in den Besitz der belgischen Barone von Coudenhove zu Fraiture gelangte. Später waren noch verschiedene belgische Adlige Besitzer der Burg, bevor sie im Jahre 1820 von Jacob Timmermanns auf Abbruch erworben wurde, da sie nicht mehr zu sanieren war.

Gutshof und Ländereien erwarben dann 1843 die Familie Harst und erbauten um 1872 die neue Burg.

Die alte Burg links und die neue Burg Setterich auf der rechten Straßenseite

Am 30.09.1899 wurde Graf Droste-Vischering zu Darfeld neuer Besitzer der Burg und den zugehörigen Ländereien mit der Maßgabe, dass Familie Harst diese pachten und nutzen konnte. 

Auf eine Anfrage an die gräfliche Familie Droste zu Vischering bezüglich der damaligen Eigentumsverhältnisse erhielten wir folgende Antwort:

 

Sehr geehrter Herr Römgens,

 

herzlichen Dank für Ihre freundliche Anfrage. In der gebotenen Kürze darf ich Ihnen folgende Informationen zukommen lassen:

Letzter gräflicher Eigentümer war Erbdroste Dr. Georg Graf Droste zu Vischering, der das Gut Setterich 1958 an die „Norbert-Metz-Wohnungsbaugesellschaft mbH in Kohlscheid“ veräußerte.

Bereits direkt nach dem Krieg waren zugunsten von Siedlern viele Grundstücke zu besonders günstigen Preisen veräußert worden.

Erwähnenswert ist sicherlich eine Grundstücksschenkung an die katholische Kirchengemeinde St. Andreas Setterich (vertreten durch Pfarrer Josef Stegers) im Jahre 1958:

Die großzügige Schenkung des Grundstücks „Am Burggarten“ erfolgte im Zuge der Planung für den Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Pfarrkirche. Im Anhang sende ich Ihnen ein entsprechendes Schreiben des Pfarrers vom 09.10.1961.

Der ERBDROSTE ist der adelige Titel des seinerzeitigen Familienchefs der Familie zu Vischering, Dr. Georg, daher auch der Straßenname „Erbdrostenallee“ zu seinem Gedenken.

 

Mit freundlichen Grüßen

Benedikt Graf Droste zu Vischering

 

Das uns überlassene Schreiben von Pfarrer Joseph Stegers wollen wir Ihnen nicht vorenthalten und geben es Ihnen nachstehend zu lesen.

Durch Schenkung übereignete im Jahre 1964 der Eschweiler-Bergwerks-Verein die alte Burg der Zivilgemeinde Setterich.

Das Wohn- und Pflegeheim Maria Hilf, Burg Setterich

 

Im 1. Teil unseres Ortsrundgangs haben wir schon ausführlich über die Entstehungsgeschichte und die Entwicklung des Klosters „Maria Hilf“ berichtet.

Da das Kloster Anfang der 1980er Jahre nicht mehr den heute an ein solches Haus gestellten Anforderungen entsprach und auch die letzten 4 betagten Ordensfrauen in das Mutterhaus in Essen zurückgerufen wurden, übernahm die Settericher Kirchengemeinde die Trägerschaft und führte das Altenheim weiter.

Bei den Planungen für eine zeitgemäße, behindertengerechte und von der Bewirtschaftung her zweckmäßige Einrichtung erhielt die Kirchengemeinde wertvolle Unterstützung durch die Stadt Baesweiler, deren Teil die ehemalige Gemeinde Setterich durch die kommunale Neugliederung im Jahre 1972 geworden war. Als Zuschuss zu der geplanten Baumaßnahme stellte die Stadt das Gelände der alten Burg schenkungsweise zur Verfügung. Unter Zukauf angrenzenden Privatgrundes wurden die Voraussetzungen für den Bau einer großen und modernen Einrichtung geschaffen.

Die Grundmauern der Wasserburg, Aufnahme 1982

In Anlehnung an den historischen Grundriss der Burg sowie unter Beibehaltung der baulichen Höhen und Tiefen des ehemaligen Burggebäudes sollte der ganze Bau so errichtet werden, dass der Charakter der Burg erhalten bleibt. Bis auf den Torturm wurde die übrige Bausubstanz des Gutshofes, die sich aufgrund des Alters und von Kriegsfolgen in schlechtem Zustand befand, niedergelegt. Vorgefundene –historisch bedeutsame Grundmauern – der Wasserburg und ihrer Vorgänger verzögerten die Arbeiten zwar, aber am 31.05.1985 konnte die offizielle Eröffnungsfeier und Einweihung stattfinden.

Wohn- und Pflegeheim Maria Hilf Burg Setterich 1985

Fast 24 Jahre blieb das Altenwohn- und Pflegeheim dann in der Trägerschaft der Katholischen Pfarrgemeinde St. Andreas Setterich. Mit den Jahren wuchs das Haus zu einer solchen Größe heran, dass die Mitglieder des Kirchenvorstandes nach Wegen suchten, die Zukunft des Wohn- und Pflegeheimes dauerhaft zu sichern.

Wohn- und Pflegeheim Maria Hilf Burg Setterich 2017

Unterschiedliche Möglichkeiten zur Zukunftssicherung wurden in Betracht gezogen. So z.B. die Gründung einer GmbH, der Zusammenschluss mit benachbarten Häusern oder aber die Übergabe des Hauses an einen anderen katholischen Träger. Schließlich wurde die Trägerschaft für das Wohn- und Pflegeheim Maria-Hilf Burg Setterich an die Caritas Trägergesellschaft West gGmbH (ctw) übergeben. Die offizielle Übergabe der Einrichtung an den neuen Träger erfolgte am 30.01.2009 im Rahmen eines Festaktes mit zahlreichen Gästen.

Übergabe des Wohn- und Pflegeheims Maria Hilf Burg Setterich

Die symbolische Übergabe des Wohn- und Pflegeheims Maria Hilf Burg Setterich durch Pfarrer Hermann Küppers an die ctw Geschäftsleitung Ass.jur.Gábor Szük und Dipl.-Kfm. Bernd Koch.

Siehe.hierzu: „Setterich einst & jetzt“ Seite 400 bis 409

und Broschüre: “100 Jahre Maria Hilf” eine Zusammenfassung der Geschichte des Klosters "Maria Hilf", der Burg Setterich und des Wohn- und Pflegeheims "Maria Hilf" mit Textbeiträgen und Bildern 

Herausgeber: Geschichtsverein Setterich e.V., im Juli 2003

Das neue Pfarrzentrum

 

Mitte der 1980er Jahre wuchs in Kreisen des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderates die Idee, ein neues Pfarr- und Gemeindehaus samt Bücherei für die katholische Kirchengemeinde St. Andreas zu schaffen. Als idealer Standort für ein solches Haus wurde das Gelände zwischen dem „Wohn- und Pflegeheim Maria Hilf“ und der Kirche gesehen. Ein geschichtsträchtiger Ort. War doch bekannt, dass Siedlungsspuren im unmittelbaren Bereich der ehemaligen Burg Setterich auf einen Erbauungszeitraum zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert hindeuteten.

Dies galt es zu berücksichtigen, als die ersten Ideen dann Mitte der 1990er Jahre konkrete Gestalt annahmen. Bevor die Planungen von Architekt Reinhard Sonntag umgesetzt werden konnten, musste der Bauplatz daher in enger Abstimmung mit der Rheinischen Denkmalbehörde zunächst von Archäologen unter die Lupe genommen werden.

Der teilweise erhaltene Burggraben war dabei nur einer von mehreren Funden, die sorgsam ans Tageslicht gefördert wurden und nun als Denkmäler das Gemeindehaus bereichern. Auch ein 18m tiefer Brunnen wurde offengelegt und für erhaltenswürdig gehalten. Er ist heute im Pfarrzentrum zu besichtigen.

Am 08. April 1997 wurde mit dem Bau des neuen Pfarrzentrums begonnen. Am 20. September 1998 wurde es offiziell eingeweiht.

Die kath. Pfarrkirche St. Andreas

 

An der Ecke zur Hauptstraße befindet sich die katholische Pfarrkirche St. Andreas. Die im 19. Jahrhundert hier errichtete neugotische Vorgänger-Kirche wurde im 2. Weltkrieg, am 10. Oktober 1944, völlig zerstört. Wie eingangs unseres Rundwegs berichtet, diente von 1946 bis 1961 eine ehemalige Lazarett-Baracke als Notkirche.

Die heutige Pfarrkirche neu zu errichten war schon bald nach dem Krieg geplant. Da von der Diözese aus   Kirchensteuermitteln nur das Notwendigste zu erwarten war, konnte nur ein eigener finanzieller Beitrag die Realisierung des Neubaus sicherstellen. 1949 wurde dazu der „Bauverein Sankt Andreas“ gegründet, der bis 1973 Bestand hatte. Durch regelmäßige Baukollekten konnte die weitere Bereitstellung sicherer finanzieller Mittel auf eine festere Basis gestellt werden.

Nach einer langen Planungsphase konnte 1959 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Am 24. Juli 1960 erfolgte die Grundsteinlegung und am Samstag, dem 30. September 1961 und Sonntag, dem 01. Oktober 1961, nahm Bischof Johannes Pohlschneider die Übergabe der neuerbauten Pfarrkirche vor.

Erbaut nach den Plänen des Architekten Stefan Leuer, nimmt die Kirche von ihrer Baukonzeption her viele Ideen der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils vorweg: Zunächst fällt die räumliche Trennung von Kirchenraum und Werktagskapelle auf, wie sie in vielen Kirchenbauten der 1950er und 1960er Jahre anzutreffen ist. 

Verbunden sind beide Baukörper durch die Taufkapelle.

Im Kirchenraum selbst fällt zunächst die Sitzanordnung im Halbrund auf. Der Altarbereich bildet so zwar noch das Zentrum des Raumes, wird aber von der Gemeinde umgeben. Zwei gleichwertige Türen bilden die Eingänge. Damit wird auch die verbindende Symbolik ausgedrückt, denn eine der beiden Türen weist zum Alten Dorf, die zweite in Richtung der neuen Wohngebiete.

In der Tat war es eine der herausragenden Leistungen des damaligen Pfarrers Joseph Stegers, die Neubürger – viele davon Flüchtlinge - weitgehend in das Dorfleben zu integrieren.

St. Andreas Kirche Setterich

Der runde freistehende Kirchturm überragt mit seiner Höhe von 26,5 m alle anderen Gebäude Setterichs.

Drei der heutigen vier Kirchenglocken stammen wohl aus der ersten Settericher Kirche, die im romanischen Stil erbaut wurde und erstmals im Jahre 1119 in den Annales Rodenses der Abtei Rolduc Erwähnung fand. Dieser Eintrag in den Annales Rodenses ist gleichzeitig der erste sichere Nachweis, dass Setterich bereits in der Zeit des Hochmittelalters existierte.  

Die mittelalterliche Kirche stand auf dem Gelände des heutigen alten Friedhofs. Eine Zeichnung der Kirche im Codex Welser, einer um 1720 entstandenen Landesbeschreibung und Bestandsaufnahme des Herzogtums Jülich, ist leider relativ ungenau und lässt lediglich einen auffällig dicken Turm und ein einschiffiges Langhaus erkennen.

Im Jahre 1863 erfolgte der Abbruch der zu klein gewordenen und in schlechtem baulichem Zustand befindlichen Pfarrkirche, deren Baumaterial verkauft und zur Errichtung einiger Häuser an der Hauptstraße verwendet wurde.

Die vierte Kirchenglocke stammt aus der 1863 erbauten und im Jahre 1944 zerstörten neugotischen Kirchenhalle, die ihren Standort etwa dort hatte, wo auch das heutige katholische Gotteshaus steht.

Einen ausführlichen Bericht über die katholischen Kirchen Setterichs finden Sie unter der Rubrik „Ortsgeschichte“.

Abschlusswort

 

Nun sind wir am Ziel unseres Rundganges angelangt. Vielleicht ist es uns nicht gelungen, alles Wissenswerte aus der jüngeren Geschichte Setterichs zu erzählen und aufzuzeigen. Es gibt eventuell noch den einen oder anderen Zeitgenossen, der weitere interessante Begebenheiten zu unserem Ortsrundgang beitragen könnte.

 

Doch sollte unser Versuch, Ihnen einen ersten Rückblick in die jüngere Geschichte unseres Ortes zu vermitteln, vielleicht den Appetit geweckt haben, den Weg durch unseren Ort nachzuvollziehen und sogar noch anderes Interessantes zu entdecken, auf das wir selbst gar nicht gekommen sind.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns darauf aufmerksam machen würden. Unseren Ortsrundgang werden wir dann gerne um Ihre Entdeckung erweitern.

 

Und jetzt wünschen wir Ihnen viel Freude auf Ihrem Weg durch unser Setterich.

 

Heinz Römgens und Heinz-Josef Keutmann

 

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