Durch die totale Zerstörung der Pfarrkirche an der Hauptstraße/Burgstraße mussten sich die Gläubigen von 1946 bis 1961 mit der "Notkirche" behelfen. Es handelte sich um eine ca. 15 m breite und ca. 30 m lange Holzbaracke aus dem Bestand des Arbeitsdienstes, die bis dahin noch nicht genutzt worden war. Settericher Bauern holten sie in mehreren Fuhren mit Pferd und Wagen aus einem Waldstück in Dalheim-Rödgen bei Erkelenz. Auf dem Wiesengrundstück neben dem heutigen Pastorat (Hauptstr. 42) hatte man sie aufgebaut. Sie wies ein flaches Satteldach, gedeckt mit Teerpappe, auf. Die Holzbaracke fußte auf einer ca. 60 cm hoch umlaufenden Aufmauerung, auf der man in Innern der Kirche behelfsmäßig sitzen konnte. Bis Mitte 1948 bedeckte schwarze Asche den Boden, die dann ein abgeriebener Betonunterboden im Bereich der Sitzplätze sowie Platten aus blau-grauem Blaustein (etwas wellige, ausgetretene Platten der alten Kirche sowie neue Platten) auf den übrigen Flächen ablöste. Das Licht fiel durch Milchglasfenster in Form breiter Lichtschächte an den Längsseiten in den Kirchenraum. Im Innern dieser Seiten hing auch ein neugotischer Kreuzweg in gerahmten Bildern, den die Pfarre von einer auswärtigen Kirche erhalten hatte. Als Sitz- bzw. Kniegelegenheiten befanden sich hinten Stühle, in der Mitte einige Bänke und ganz vorne einige Reihen Kniebänke für Kinder, auf denen diese auch (- wie in der Vorgängerkirche - recht unbequem) sitzen konnten. Rechts des Mittelganges nahmen die Männer und Jungen Platz, links die Frauen und Mädchen. Vorne in der Mitte der gemauerte Altar, rechts und links davon stand - mangels eines Glockenturmes - je eine Glocke auf dem Boden. Schreinermeister Kochs, Hauptstr., der die Baracke auf- und ausgebaut hatte, fertigte gleich aus Kanthölzern ein Gestell, in dem man eine Glocke aufhängen und notdürftig betätigen konnte. Vorne rechts war ein Beichtraum abgetrennt, davor stand eine Herz-Jesu-Statue. Die linke Raumabtrennung diente als Sakristei, vor der sich die Schnitzarbeit einer hölzernen neugotischen Marienfigur aus dem 19. Jahrhundert befand. Die sitzende Marienfigur wurde aus Anlass zum Skapulierfest, dem "Fest unserer lieben Frau vom Berge Carmel", in einer großen Prozession von vier jungen Frauen auf einem Gestell durch den Ort getragen. Das Fest geht zurück auf den frommen englischen Mönch Simon Stock, der von seinen Mitbrüdern zum Ordensgeneral der Carmeliter gewählt wurde. Er hatte am 16.07.1251 zu Cambridge eine Offenbarung der Muttergottes, die ihm ein Scapulier als Zeichen des Heiles, zur Schutzwehr in Gefahr und als Unterpfand des Friedens und ewigen Bundes überreichte. (Skapulier: ein am Hals getragenes und aus Stoff gefertigtes Bändchen mit Amulett. Dieses ist ebenfalls aus Stoff, teils mit einen silbernen Metallplättchen, gelegentlich auch mit dem Bild der Muttergottes). Seit langer Zeit bis Anfang der 1960er Jahre bestand in Setterich eine Skapulierbruderschaft. Mit der ganzen Pfarrgemeinde und zahlreichen auswärtigen Gästen feierte man am 16. Juli bzw. am in seiner Nähe liegenden Sonntag das "Fest unserer lieben Frau vom Berge Carmel". Nach jeder Messe wurde mit der Reliquie des hl. Simon Stock der Segen erteilt. Ein besonders großes Fest fand 1951 aus Anlass der Marienerscheinung des hl. Simon Stock vor 700 Jahren statt, zu dem auch zahlreiche auswärtige Festgäste anreisten.
Mit dem Zuzug vieler evangelischer Mitchristen, die auch eines Gotteshauses bedurften, öffnete Pastor Stegers diesen die Notkirche für Ihre Gottesdienste. Hiermit war als Zeichen der frühen Ökumene der Grundstein für ein brüderliches Miteinander gelegt worden.
der Notkirche erfolgte am 30.09.1961. Rückblickend muss man sagen, dass der Bau durch Art, Form und den dunkelbraunen Anstrich zum Schutz vor Witterung von außen unscheinbar und grob wirkte. Der Kirchenraum mit weißer Decke und Wänden bei dunkelgrauem Boden sowie der beschriebenen Ausstattung stellte jedoch einen würdigen Rahmen für feierliche Gottesdienste und angemessene Andacht. Wenngleich es sich um eine bauliche Übergangslösung handelte, so ging ihre Funktion doch über den Begriff "Notkirche" hinaus.
Um 1963 bis 1966 diente das Gebäude einer Kleiderfabrikation als Fertigungsstelle. Nach deren Umzug fanden hier gelegentlich Kaninchenausstellungen und Popkonzerte kirchlicher Gruppen statt. Die St. Sebastianus-Schützen trugen hier ihre ersten Schießwettkämpfe aus und in der Hauptsache, von 1970 bis 1978, nutzte der Judo-Jiu-Jitsu-Club Samurai Setterich die ehemalige Notkirche als Trainings- und Wettkampfstätte. Der Abbruch der Notkirche erfolgte im Jahre 1979. Danach wurde das Freigelände zur Wiedernutzbarmachung entschuttet. Dies betraf auch einen Teil größerer Trümmerreste der im II. Weltkrieg zerstörten Kirche, welche bis auf einige Säulenreste in die ausgebeutete Sandgrube von Heinrich Plum verfrachtet wurden.
Heute befindet sich an der Stelle, an der sie gestanden hatte, eine neue Wohnsiedlung, die im Jahre 2000, dem Todesjahr von Pastor Stegers, fertig gestellt worden ist. Es war gewiss eine großartige Idee, dass die Bürger der Stadt Baesweiler, zu der Setterich seit 1972 gehört, die kleine Straße, die durch diese Wohnsiedlung verläuft, „Pastor-Stegers-Straße“ genannt haben.
Im September 2005 ist an dieser Straße ein Wegekreuz errichtet worden.
Es trägt in seinem Sockel die Inschrift:
Zur Erinnerung an die Notkirche der
Katholischen Kirchengemeinde
St. Andreas 1946 - 1961